Lohrindengewinnung
Im linksrheinischen Schiefergebirge wurde Mitte des 19. Jahrhunderts das eingeschlagene Holz als Brennholz und zur Köhlerei verwendet. Daneben war die Lohrindengewinnung eine bedeutende Form der Waldwirtschaft. Die auf dem Foto sichtbaren "Mehrlinge" sind durch Stockaustrieb entstanden. Das heißt, eine Eiche wurde wiederholt gefällt und der Baum trieb aus dem Stumpf (Stock) neu aus.
Der Eichen-Niederwald in der Region wurde in den 1950er Jahren als Eichenschälwald genutzt, da Holz, Blätter und Rinde nutzbare Gerbstoffe enthalten und in zerkleinerter Form für das Gerben von Leder benötigt wurden. Auf Arbeitshöhe wurden die Stockausschläge geschält und die gewonnene Rinde per Ochsen- und Pferdekarren zur Weiterverwertung in das etwa 16 Kilometer entfernte Flamersheim in die „Lederfabrik Chr. Schäfer“ transportiert. Das Holz wurde zu den Töpfereien nach Adendorf gebracht.
Flamersheim und Mechernich (Bleibergwerk) waren seinerzeit die einzigen Orte mit Arbeitsplätzen außerhalb der bäuerlichen Landwirtschaft.
Alle folgenden Bilder sind von der Lederfabrik Flamersheim.
Der sogenannte Loheberg war das Lager für die Eichenlohe, die noch gemahlen werden musste. Lohe ist die Bezeichnung für die geschälte Eichenrinde.
Zum Gerben musste die Eichenrinde gemahlen werden. Manche Gerbereien haben selbst gemahlen, meist wurde die Rinde zum Mahlen in Lohmühlen transportiert.
Warum wurde die Rinde gemahlen? Wenn die Häute mit der gemahlenen Rinde in die mit Wasser gefüllte Grube gelegt wurden, entstand nach kurzer Zeit ein gerbsäurehaltiges Bad. Dieser Prozess wurde durch gemahlene Rinde (=Lohe genannt) beschleunigt, auch vergrößerte sich durch das Mahlen die Oberfläche und die Lohe konnte besser verteilt werden. Pro Rinderhaut benötigte man ca. 30 kg Lohe.
Bevor die Häute in die Grube kamen, mussten die Haare von der Haut gelöst werden. Dies geschah in sog. Äschergruben, u. a. auf diesem Bild zu sehen.
In diese Gruben wurden die Häute mit Lohe und Wasser für ca. 20-30 Monate gelegt, bis sie fertig gegerbt waren. In der Eichenrinde befinden sich ca. 10 % Gerbstoff (Tannine), in den Gallen sogar bis zu 70 %. Das dadurch gegerbte Leder hat eine hellbraune Farbe.
Leider wissen wir nicht, wann das Bild entstand. Es sind Mitarbeiter der Lederfabrik Flamersheim. Im Hintergrund kann man die Säcke mit der gemahlenen Lohe erkennen.
Bereits verwendete und ausgelaugte Lohe wurde in gepresster Form („Lohkäse“) anschließend noch als Brennmaterial oder auch als Dünger verwertet, im Bildhintergrund erkennt man die Regale mit dem Lohkäse.