Lohe, verkrüppelte Eichen, Flechten und Moose

Lederindustrie und Eichenrinde (Lohe)

Neben der Tuchindustrie in Euskirchen, der Erzgewinnung in Mechernich war die Lederindustrie in Flamersheim und Münstereifel der bedeutsamste Gewerbezweig unserer Gegend. Das Prinzip der Gerbung mit Lohrinde war schon den Römern bekannt.

Wasserdichte Sohlleder, Riemen, Wassereimer wurden bis ins 19.Jhdt. nur mit Lohe aus Eichenrinde gegerbt. Weil sich das bei der Gerbung verwendete Wasser rötete, wurden diese Gerber auch „Rot­gerber“ genannt. Im Gegensatz zu den „Weißgerbern“, die feine Oberleder für Kleidung, Hosen und Handtaschen produzierten.

Die beste Lohrinde konnte aus Eichenwaldungen gewonnen werden, die „in vollem Licht“ standen. Soll heißen, möglichst Südhanglagen, mit jungen Eichen, mit breiter, saftreicher Bastschicht, die den meisten Gerbstoff enthält. Die Lohe (Eichenrinde) wurde mit dem Lohmesser im Mai, nach Aufbruch der Knospen, abgeschält und schnellstmöglich getrocknet. Für das Gerben von einem Zentner Loh­le­der brauchte man ca. 5 Zentner getrockneter Eichenrinde.

Verkrüppelte Eichen. Foto: Heinrich Dibbern, 04.09.2016

Noch in den 1920er Jahren wurden große Flächen um Houverath, Maulbach und Scheuren geschält und „auf den Stock gesetzt“. Für die darbende Bevölkerung war in der Zeit nach dem Ersten Welt­krieg die Lohe häufig das einzige Produkt, das auch ärmere Familien ernten und verkaufen konnten. Wichtig war es, die Bäume so zu schälen und so zu fällen, dass die Stockausschläge bis zum ersten Frost wieder verholzt waren, damit sie nicht erfroren. Genutzt wurde alles: die Rinde fürs Gerben, kleinere Äste wurden als Schanzen gebunden für die Backöfen, Stamm und stärkere Äste als Brenn­holz und die zarten Eichenblätter als Viehfutter.

Stockausschläge einer Eiche, Alter ca. 100 Jahre. Foto: Rainer Hilberath

Auf diesem Foto erkennt man drei ca. hundert Jahre alte Stockausschläge einer Eiche, fotografiert zwischen Maulbach und Houverath. Der ursprüngliche Baum wurde 1920 vom Vater des Verfassers mit Axt und Drumsäge fast bodengleich abgeschnitten, die bemoosten Überreste sind auch nach ein­hundert Jahren noch deutlich erkennbar.

Moose und Flechten

In Wäldern haben Moose eine nicht zu unterschätzende Bedeutung als Wasserspeicher. Insbeson­dere am Mühlenberg (entlang des ehemaligen Trimm-dich-Pfades) ist der Waldboden mit dichten Moospolstern bedeckt. Sie können zum Teil das 6 - 7fache ihres Gewichts an Wasser festhalten und allmählich an den Boden abgeben. Viele Arten sind u.a. gute Bodenzeiger für Feuchtigkeit und Säure­grad der Böden.

Moose und Flechten am steinigem Hang. Foto: Heinrich Dibbern, 04.09.2016

Flechten sind Organismen mit Doppelnatur aus Pilzen und Grünalgen oder Cyanobakterien, die in Symbiose miteinander leben. Äußerlich ist die Doppelnatur der Flechte nicht erkennbar. Der Pilz er­hält von der Alge Kohlenhydrate, die photosyntheseaktive Alge ist in der Umhüllung durch das Pilzge­flecht geschützt. Gegenüber Luftverunreinigungen reagieren sie jedoch äußerst empfindlich. Das Thürnegebiet ist reich an Standorten mit Strauch-, Laub- und Krustenflechten.